Der dunkle Wunsch der Dinge
10. Februar 2022 — 8. Mai 2022
} else { ?>Museum der bildenden Künste Leipzig
Details
1971
2021
1971, 01, 120 x 95 cm
1971, 02, 95 x 120 cm
1971, 03, 120 x 152 cm
1971, 04, 60 x 50 cm
1971, 05, 100 x 79 cm
1971, 06, 100 x 79 cm
1971, 07, 100 x 79 cm
1971, 08, 150 x 190 cm
1971, 09, 47 x 60 cm
1971, 10, 47 x 60 cm
1971, 11, 120 x 95 cm
1971, 12, 152 x 120 cm
chromaluxe, edition of 3
all courtesy of Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin
1971
Im Jahr 1971 besuchte der Fotograf Timm Rautert den Land-Art-Pionier Walter De Maria in seinem New Yorker Atelier, vermutlich in der Absicht, ihn zu porträtieren (wie er es auch bei Andy Warhol und Robert Ryman getan hatte). Es kam anders; anstelle eines Porträts des Künstlers entstanden Aufnahmen seines Ateliers – vielleicht mit der Intention einer anderen Art von Porträt. Resultat war eine Serie aus zwölf – von Walter De Maria autorisierten – Fotografien, die mehrfach veröffentlicht wurden, erstmals 1972 in der Zeitschrift Avalanche.
Es liegt eine besondere Noblesse in dem Blick, mit dem der Fotograf sich dem Raum des Künstlers nähert: Eine Zurückhaltung, fern von jedem vorschnellen „So sieht’s da aus“, eher ein gelassenes „So ist es.“
Die Serie ist heute ein rares Original kleiner Vintage-Prints. So sah ich die Bilder zum ersten Mal in Timm Rauterts Retrospektive im Museum Folkwang im vergangenen Jahr, und etwas daran hat mich sehr berührt. Etwas wie ein Rätsel, dessen ich nur durch eine Rekonstruktion habhaft werden könnte. Nicht um die Lösung zu finden, nicht kriminologisch gedacht, sondern um der Sache selbst willen – denn etwas war darin vorhanden, präsent, aber nicht unmittelbar sichtbar.
Vielleicht hat es mit Walter De Maria zu tun, vielleicht mit Timm Rautert. Vielleicht mit dem gesetzten Kanon der Kunstgeschichte, den meine Generation verinnerlicht hat. Vielleicht ist es auch die Tatsache, dass sich die Idee des Künstlerateliers seither verselbständigte. Traditionell eröffnet der Niedergang der Industrie in den verlassenen Fabriken Freiräume für Künstler. Doch das währt nie lange; dafür stehen die sanierten Lofts mit dem Nimbus des Künstlerischen zu hoch im Kurs.
Im Sommer 2021 überließ mir die Leipziger Baumwollspinnerei für kurze Zeit das leerstehende Gebäude, wo ich neben anderen Künstlern ein Atelier gehabt hatte. Für die Rekonstruktion dieser Serie hätte es keinen besseren Raum geben können.
Ricarda Roggan
(Text begleitend zur Ausstellung „Der dunkle Wunsch der Dinge“,
Mdbk Leipzig, 10.02. – 08.05.2022)